Der Abendhimmel über der Schlei färbt sich langsam von zartrosa in ein fast kräftiges Rot und lässt die ersten Lampen im nahen Yachthafen von Maasholm aufblinken. Wir sitzen auf der Terrasse der „Giftbude“, wie Segler die kleine Kneipe von Schleimünde nennen und genießen mit einem frisch gezapften Glas Bier den Abend. Der kleine Hafen von Schleimünde liegt – wie sein Name es sagt – am Ausgang der etwa 40 Kilometer langen, flussartigen Bucht, die sich von der Ostseeküste Schleswig-Holsteins bis zur Stadt Schleswig erstreckt.
Nach einem kurzen Ostseetörn hat unsere vierköpfige Mannschaft mit unserer Yacht „Mittwoch“ hier festgemacht, um am nächsten Morgen Richtung Schleswig loszusegeln. Jetzt genießen wir erst einmal die himmlische Ruhe, denn kein Autolärm stört diese Idylle. Den kleinen Hafen, die Kneipe und den Strand kann man nur mit dem Boot erreichen. Der Grund: Die Landverbindung ist ein Naturschutzgebiet und das Betreten und Befahren sind streng verboten. Hier treffen sich tatsächlich nur Segler und Motorbootfahrer.
Nach einer Nacht in dem „Inselhafen“ nehmen wir Kurs West und segeln durch eines der landschaftlich reizvollsten Reviere Deutschlands. Die Schlei, manchmal nur gut 130 Meter breit, dann weitläufig mit Breiten bis zu vier Kilometern, wird von Wiesen und Wäldern eingerahmt.
Wegen des engen Fahrwassers und dem Wind von vorn haben wir den Motor gestartet. Wir gleiten mit mäßiger Geschwindigkeit und genießen dabei das leuchtend intensive Gelb der Rapsfelder an den Ufern rechts und links von uns.
Schon nach kurzer Zeit kommt rechts das Fischerdorf Maasholm mit seinem großen, modernen Yachthafen vielen Cafés und Restaurants in Sicht. Ursprünglich war Maasholm eine Insel und deshalb ist das Dorf mit seinen kleinen, zum Teil noch mit altem Kopfstein gepflasterten Gassen, von Land her auch heute noch über einen Damm zu erreichen.
Uns treibt es aber weiter Richtung Westen und nach kurzer Fahrt verengt sich die Schlei und scheint wie ein Fluss durch grüne Wälder und Wiesen zu fließen. Ab hier verläuft die fjordartige Ostseebucht in südlicher Richtung. Segel setzen ist angesagt, so dass uns jetzt nur noch das leichte Knarren der Takelage und das Gluckern der Wassers als Geräusch begleitet.
Mit der Schleistadt Kappeln, erstmals 1357 urkundlich erwähnt, haben wir unser Tagesziel erreicht, denn wir wollen nicht nur ein typisch norddeutsches Touristenstädtchen erkunden, sondern auch so etwas wie eine Filmkulisse. Kappeln ist in den letzten Jahren in der Fernsehserie „Der Landarzt“ der Phantasie-Ort Deekelsen, worauf man beim Stadtbummeln immer wieder hingewiesen wird. Unten am Hafen haben wir in einem Café uns einen Nachmittsagkaffe verdient.
Wieder an Bord haben wir Glück, dass die Klappbrücke über die Schlei gerade geöffnet ist, so dass unsere letzte Etappe an diesem Tag schnell erreicht sein wird, die von grüner Natur und blaugrünem Schleiwasser umrahmte Stadt Arnis. Wir machen im Hafen der WSG Arnis fest. In idyllischer Landschaft im Arnisser Noor und starten von hier einen Bummel durch die Stadt. Arnis liegt auf einer Halbinsel in der Schlei und ist mit nur 380 Einwohnern Deutschlands kleinste Stadt. Langgezogene Gärten reichen bis ans Noor und auf der südöstlichen Seite bis an den Schleistrom. An der von alten Kopflinden gesäumten Langen Straße stehen die ältesten Häuser von Arnis. Gebaut als Fachwerk und zum Teil noch mit Utluchten, einem befensterten Vorsprung aus der Gebäudefront. Den Abend verbringen wir in dem fast schon legendären Restaurant „Zur Schleiperle“ mit Fisch satt zwei oder drei Bierchen (oder waren es mehr?). Die Nachtruhe ist damit gesichert.
Von Arnis aus verbreitert sich das Gewässer wieder und führt uns am nächsten Morgen durch die grüne schleswig-holsteinische Landschaft. Für mich gestaltet sich diese als die reizvollste Teilstrecke. Umgeben von Wäldern, segeln wir durch die wohl engsten Stellen der Schlei, die schon eher einem Fluss ähneln. Unsere Törn geht bis zum Ort Missunde und weiter auf die seenartige Große Breite, von wo wir schon durch den hoch in den Himmel ragenden Turm des Schleswiger Doms unser Ziel am westlichen Ende der Schlei erkennen.
Ein Stadtbummel führt uns durch die im Jahre 804 erstmals als Sliasthorp erwähnte Stadt, die im Jahr 2004 ihr 1200-jähriges Jubiläum feierte. Nach dem mittelalterlichen St.-Johannis-Kloster ist das frühneuzeitliche Schloss Gottorf unser heutiges Ziel. Diese Stadt kann ich Kunstliebhabern besonders empfehlen. In der näheren Umgebung befinden sich zahlreiche kulturhistorische und archäologische Stätten. Zu nennen sind unter anderem die Wikingersiedlungen Haithabu und Füsing.
Unsere Reise durch eine wunderbar ruhige und abwechslungsreiche Landschaft lassen wir in einem Restaurant am Hafen ausklingen.
Nicht nur für Segler und Motorbootfahrer ist die Schlei ein Erlebnis. Die gesamte Schleiregion hat einen hohen Freizeitwert. Der Ostseefjord ist ein Paradies für Angler und jede Art von Wassersport. Entlang der Schlei können Radfahrer (Verleihstationen für Räder gibt es an vielen Orten) auf ausgeschilderte Touren auf meist kleinen Wegen die Region entdecken. Im Hinterland haben wir bei früheren Besuchen in den kleinen Dörfern wunderschöne Cafés und Restaurants entdeckt. Im Umfeld der Schlei befinden sich zahlreiche kulturhistorische und archäologische Stätten. Zu nennen sind unter anderem die Wikingersiedlungen Haithabu und Füsing.
Text & Bilder: Jürgen Duscha
Comment
Das hört sich super an. Da möchte man gleich starten und das alles selbst erleben.
Das gefällt mir sehr, auch sehr nett erzählt.